Sonntag, 10. Oktober 2010

Wissenschaft: Pegasus, gegängelt, „hoch oben / tief in die Knie“ Die zentralen Poetenseminare des Zentralrats der FDJ 1970 bis 1989. Annäherung an einen gescheiterten Instrumentalisierungsversuch



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Pegasus, gegängelt, „hoch oben / tief in die Knie“
Die zentralen Poetenseminare des Zentralrats der FDJ 1970 bis 1989.
Annäherung an einen gescheiterten Instrumentalisierungsversuch


Die Literatur geht in Ideologie nicht auf,
weil der Mensch in Ideologie nicht aufgeht.
Franz Fühmann

Im Schuljahr 1963/64 bekam der im thüringischen Unterwellenborn unterrichtende Edwin Kratschmer von seinem Schüler Peter Beitlich am Ende einer Literaturstunde einen Zettel mit folgendem Text auf den Lehrertisch geschoben: „Im Wasser schwimmt der Mond, / zittert matt und schlingert / unter mir. / Tief unten der Mond. / Ich, hohl und stumm. / Höhle.Vakuum. / Ich bin nicht gesprungen, / weil es Dich,/ Dich gibt.“ Kratschmer erkannte dieses Gedicht als einen Hilferuf. Ein Schüler gab ihm da ganz offensichtlich seine Suizidabsicht kund. Für Kratschmer Schreck- und Sternstunde zugleich. Er wurde aufmerksam auf die wichtige Aussagefunktion eines Jugendgedichts, „das über den üblichen Schulaufsatz hinaus dringliches Ventil sein und auf tief gehütetes Inneres verweisen wollte“. Kratschmer begann nun, sowohl seine eigenen Schüler zum Schreiben zu provozieren als auch – unter anderem im FDJ-Organ Junge Welt – republikweit Zeitungsaufrufe an schreibende Jugendliche in der der DDR zu schalten, ihm Gedichte und Geschichten zu schicken. Im Jahr 1964 schließlich legten Edwin Kratschmer und seine Frau Margarete Kratschmer 23 Texte  von drei Jugendlichen unter dem Titel „Und Mut gehört zum Wort. Erste Versuche“ zu den vierten Arbeiterfestspielen vor. Bei dieser Auswahl handelt es sich um Texte dreier seiner Schüler im Alter von fünfzehn und sechzehn Jahren. Auf die Frage, ob die Dichtung Jugendlicher ernst zu nehmen sei, sprach sich Edwin Kratschmer in seinem Vorwort mit einem „Dreimal Ja“ aus und antwortete zugleich auf die Entgegnungen. „Sollen Schüler Verse schreiben? Aber ich bitt’ euch, Jugendliche sind halbfertig. Ja, aus hundert Gründen. Und nicht zuletzt aus diesem. Wer sich selbst versteht, versteht die Dichtung besser. […] Unsere Jugend hat das dringende Bedürfnis nach echter Auseinandersetzung, und sie hat Fragen, Fragen, Fragen. Sie ist empört über jedes Unverständnis und über schwache Argumente. Sie ist auf der Suche nach Antworten. Unsere Jugend will keine festen Betten – sie will aber auch keine fertigen Rezepte. Sie will streiten und diskutieren, und sie haßt Vielredner.“[1] Das schrieb Kratschmer im  Jahr 1964. Da ist schon Inhalt und vor allem der Ton der Perestroika von Michail Gorbatschow  vorweggenommen. Auszug Gorbatschow: „Wir hatten alles so eingerichtet, daß nicht ein einziges wichtiges Problem, das die Jugend betrifft, aufgegriffen wird, ohne die Ansicht des Komsomol dazu zu berücksichtigen.“[2] Bereits der erste Text in Kratschmers Sammlung legt Jugendbedürfnisse offen. „Werd ich gefragt / was mir behagt / sag ich nicht: Die Behaglichkeit / und eventuell das Essen / Ich such den Streit / Versteht: Das Kräftemessen // Ich schreibe / und treibe Sport/ Es bringt mich in Glut / und macht Mut / Und: Mut gehört zum Wort // Und steh ich auf dem Podest / nach hartem Streit / dort wo man die Hand sich schütteln läßt / denk ich nicht: Es ist soweit / du bist am Ziel / Sondern: Der Anfang war gut / doch fehlt  noch viel / Und: Es rostet leicht wer ruht.“[3] In der DDR bezeugte ein derartiger Text zweifelsfrei Mut. Und es gab noch mehr davon in diesem schmalen Bändchen, das zu  Recht eine Welle von Reaktionen provozierte. Jeder einzelne Text in dieser Sammlung setzte sich dem damals vorherrschenden ideologischen Klima aus und war zugleich Not. Das haben nicht beliebig viele der später in den Sonderheften Poetenseminar veröffentlichten Texte gewagt. Was auf die Veröffentlichung der Sammlung Und Mut gehört zum Wort folgte, waren Totalverrisse. Darunter jene der Paladine der DDR-Führung, die mit ihren Entgegnungen weniger Verständnis als Unmut zeigten über das, was ihrer Meinung nach im Land nicht gewünscht war. Wichtig und tragend wurden jedoch die mutmachenden Stimmen. Sie kamen unter anderen von Hannes Würtz, der bei der Jungen Welt akkreditiert war, und von Adolf Endler, der als Redakteur der Neuen Deutschen Literatur tätig war. Endler schrieb in seiner Besprechung im Sonntag, Kratschmer habe sein Vorwort den Lesern „gereizter als der nüchtern boxende Neger“ um die Ohren geschlagen, und zitierte zugleich aus einem Brief von Kratschmer an Endler. Im Nachhinein bezeugt Kratschmer, daß Endlers Rezension des Mut-Bändchens eine „notwendende Hilfe“ war. [4]Zunächst hatten sich daraus keine negativen Folgen ergeben. Das noch ganz freie Zusammenwirken konnte weitergehen. Hannes Würtz ermöglichte den ausgewählten Gedichten jugendlicher Schreiber in der in der Jungen Welt eingerichteten Rubrik „Offene Fenster“ weiterhin die wichtige breite Öffentlichkeit. Würtz erhielt täglich Dutzende Briefsendungen an seine Redaktionsanschrift,. Kratschmer organisierte indessen im heimischen Thüringen Treffen ihm besonders auffallender junger Talente. Das Echo dieser Aktion hielt sich für Jahre. Dr. Kratschmer, mittlerweile über das Jugendgedicht promoviert, sichtete die zugesandten Texten und veröffentlichte schließlich gemeinsam mit Hannes Würtz einen Auswahl daraus. Die Auswahl kam gut an und stellte sie damit sogleich vor ein immanentes Problem. Für ein privat organisiertes Autorentreffen gab es auf Dauer keine Bestandssicherung gegen staatliche Aufsichts- und
Kontrolleinrichtungen. Zwar lag gerade die Förderung junger Talente damals im offiziellen DDR-Trend, aber auch das hatte im durchorganisierten Rahmen der sozialistischen Organisationswelt zu erfolgen. Kratschmer und Würtz mußten also beim Zentralrat anklopfen, ihn notgedrungen ins Boot nehmen, und wurden sogleich selbst lediglich auf die sichere Staatsyacht genommen. Der Zentralrat der FDJ, der die Dimension und seine Möglichkeiten sehr wohl erkannte, riß die im Grunde lose Poetenbewegung an sich und suchte deren Staatstreue durch Zentralisierung zu gewährleisten.
Die Unterlagen des Werdegangs bis zum ersten 1. Zentralen Poetenseminar im August 1970 liegen vollständig vor. Sie beweisen zunächst den Instrumentalisierungswunsch seitens des Veranstalters, des Zentralrats der FDJ. Die erste Zwischeneinschätzung über die Tätigkeit des Arbeitskreises sozialistische Dramatik beim Zentralrat stammt vom 6. Oktober 1969. Sie beinhaltet zugleich den Beschluß des Sekretariats des Zentralrates, die Konzeption zur Durchführung betreffend. Das Papier bildet bereits das später durchgezogene Konzept ab. Veranstalter waren neben dem Zentralrat der FDJ die Bezirksleitung der FDJ Schwerin und der Deutsche Schriftstellerverband der DDR. Schwerpunkt wurde die „politisch-ideologische Arbeit mit den jungen Talenten im Sinne der Erklärung der Kulturpolitik der SED“. Die „schriftstellerischen Talente“ sollten „praktische Hilfe von Berufsautoren bekommen“, die Besten sollten für ein anstehendes deutsch-sowjetisches Treffen „einen Lyrikabend gestalten“. Auf der Tagesordnung standen außerdem „Begegnungen der Landarbeiterjugend mit den literarischen Talenten“. Außerdem war das 1. Poetenseminar als Gedankenaustausch „anlässlich des 100. Geburtstages W.I. Lenins“ gedacht. Dieser vorformulierte Wille blieb prägend. Bereits zum 1. Zentralen Poetenseminar sollte die spontane junge Poetenbewegung auf einen festen Kurs gebracht werden. Hatte Kratschmer versucht, Jugendliche zum Schreiben zu provozieren, baute der Zentralrat der FDJ auf Einschwörung und Instrumentalisierung. Zunächst schien diese Rechnung sogar aufzugehen. Das ideologische Interesse sollte erst Mitte der achtziger Jahre zu bröckeln beginnen In den Beschlüssen von 1969 wurde als Austragungsort für das 1. Poetenseminar im Jahr 1970 zunächst Güstrow ins Auge gefaßt. Wegen dortiger Ausschreitungen bei den Arbeiterfestspielen im Vorjahr legte man sich schließlich lieber auf das in sich abgeschlossene Schweriner Schloß fest. Das Alter der Teilnehmer sollte zwischen vierzehn und 25 Jahren liegen, die Teilnehmerzahl wurde auf ungefähr einhundert begrenzt. Das Auswahlverfahren erstreckte sich von der Kreis- über eine Bezirksausscheidung bis zur Jury des FDJ-Zentralrates.
Die Kosten der Veranstaltungen, etwa 10.000 Mark der DDR trug ebenfalls der Zentralrat der FDJ. Pro Teilnehmer und Teilnehmerin wurde ein Beitrag von 10 Mark erhoben.[5] Der Sekretär des Zentralrates, selbst Gründer und Akteur des legendären „Oktoberklubs“[6], Dr. Hartmut König, klärte die Notwendigkeiten mit Walter Ulbricht ab. Ulbricht riet, die Poetenseminare wie die auf Linie gebrachte „Singebewegung“[7] zu entwickeln. Ebenso formuliert es dann auch der Beschluß vom 19. Februar 1970, „alle vorhandenen schriftstellerischen Talente der Jugend zu entwickeln und zu fördern und sie entsprechend dem Modell der Singebewegung in Interessen- und Klubgemeinschaften zusammenzuführen“.[8] Das war der Intention des Spiritus rector der Jugendpoetenbewegung zwar vollkommen entgegengesetzt.
Dennoch nahm das Ehepaar Edwin und Margarete Kratschmer nach Einladung am 1. Poetenseminar 1970 als Seminarleiter teil. Sie schieden jedoch bereits nach dem 1. Poetenseminar freiwillig aus, nachdem sie gesehen hatten, daß die Poetenbewegung politisch völlig vereinnahmt worden war.[9]

Seminarleiter und Seminaristen

Die Seminarleiter wurden zum einen aus dem Wissenschaftsstab Literatur, aus dem universitäreren und dem Zeitschriftenbetrieb gestellt. Zum anderen wurden auch Seminarleiter aus dem Kreis der wiederholt eingeladenen Talente berufen. Einige der geladenen  Talente galten ab Mitte der siebziger Jahre bereits als „Stammkunden“.
An dieser Stelle einige Erinnerungen der Seminaristen Richard Pietraß und Lutz Rathenow. Sie bezeugen zumindest aus ihrer Sicht eine gewisse Janusköpfigkeit. Sommer 1971. Lutz Rathenow lebte und studierte an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Er war durch Edwin Kratschmer in Schwerin empfohlen worden. Einige Tage vor dem Beginn des 2. Poetenseminars bekam Rathenow von einem Mitglied des Zentralrats der FDJ Besuch. Er dürfe teilnehmen, klar, ein Problem seien dagegen seine schulterlangen Haare. Beim Abitur mußte er sie hinterm Kragen verstecken. Rathenow war stolz auf seine langen Haare, der Besucher vom Zentralrat riet (Diktaturen haben ihre
Unnachahmlichkeiten), sie abzuschneiden, er könne sich doch „eine Perücke draus machen und sie ab und zu aufsetzen“. Rathenow wollte seine Haare nicht abschneiden
und kam er erst mal nicht zum Poetenseminar.
Richard Pietraß war, wie auch Jürgen Fuchs, beim ersten Poetenseminar dabei. Für sein Empfinden teilten sich die gebetenen Poeten in gehätschelte Stars, die man bewusst ausgeguckt hatte und die als Vorzeigetalente fungieren sollten. Galionsfiguren, die gebraucht wurden, mit denen man etwas machte, etwas wie Transparente, die man in die Öffentlichkeit hält. Pietraß, der hoffte, beim Poetenseminar Seminarleiter zu finden, die ihm etwas beibringen, „eine Leuchte“ aufsetzen konnten, resümiert dagegen, „Förderung der DDR war förderlich“. Sagt, da wäre zuerst der Sport, den man mit großem Aufwand unternahm. In der DDR sollte kein Talent (im Sinne des Transparents) ungefördert bleiben, das wurde auf den Bereich des Künstlerischen eins zu eins übertragen.
Pietraß sieht im Rückblick die Seminarleiter in sehr unterschiedlichen Niveaus.
Das reichte von welchen, die es kaum besser konnten, bis zu „erfahrenen Hasen“.[10] Anleiter wie Dr. Dr. Reinhard Weißbach etwa sahen sich selbst als Dichter. Solche Seminarleiter versuchten die zum Lernen gebetenen Poeten, durch ein „machohaftes männliches Gebaren“ „durch aufschneidendes selbstbewußtes Gehabe“ zu beeindrucken.
Laut Pietraß wurde so versucht, „die jungen Leute sehr rasch einzusacken“.[11] Richard Pietraß erzählte im Interview, wie er und Jürgen Fuchs, beide Psychologiestudenten, ein „bißchen“ genauer hinguckten, um die „Abgründe der Seele zu erspüren“. Pietraß meint gemerkt zu haben, „daß der Mann auch gefährlich war, daß er auch demagogisch war, wenn’s drauf ankam“. Eine mitgeteilte Nachtszene im Schweriner Schloß: Der „Doppeldoktor“ Weißbach, im Halbsuff, tönte: „Und dann nehmen wir einen Panzer und fahren vors Kulturministerium!“ Die Stimmung, diese „brachiale Gesinnung“, daß man sich eines Panzers bemächtigt, um etwas durchzusetzen, wirkte auf Pietraß nachhaltig. Aber nicht nur Pietraß hatte sein Aha-Erlebnis mit der „ideologisch groben, angstmachenden Gewalt“[12] Hoffnungen erweckten die Gesprächsaussichten mit den berühmten Autoren, deren Werke man auch selbst in Buchläden gekauft und gelesen, mitunter verschlungen hatte. Man fuhr durchaus für eine Karrierewoche nach Schwerin, jeder Geladene war zunächst „einer von den Guten“[13] Man war von großen Namen umgeben. Man fuhr nicht bloß sozusagen, man fuhr tatsächlich in eine andere DDR, was hier geboten wurde, gab es sonst im Land nicht. Ein abgeschlossener Raum aus Schutz, Förderung, auch Prestige en gros. Dieser Glaube wurde genährt. Die Liste der zu Gesprächen eingeladenen Autoren weist alle großen Namen des DDR-Literaturbetriebs auf. Die nicht nach Schwerin eingeladen wurden, waren bereits mit dem System angeeckt (beispielsweise Erich Loest). Von der Funktionärsebene gesucht war Ermahnendes, an einen Auftrag Erinnerndes. Auch da gibt es einen bestimmten Duktus des Lehrgedichts, sehr nah an der Überflieger-Ausdrucksweise Bertolt Brechts, der sowohl von Funktionären wie von Autoren benutzt wurde. Zitat: „Politisches im Gedicht, das setzt voraus, eigene Erfahrung aus weiterem Blickwinkel als dem ganz privaten zu verallgemeinern. Das braucht künstlerische Individualität, ist eben das Brot, an dem wir miteinander zu backen haben.“ Dieses Miteinander rieb sich erst spät an einem bestimmten Punkt des Individuellen auf. Und zwar weder an Meinungsverschiedenheiten, künstlerischer Eitelkeit oder künstlerischem Neid: In der täglich herausgegebenen Seminarzeitung Rote Feder ging es heiter im Schreibkollektiv zu. Die Inhalte kamen mit der Leichtigkeit und Spitzfindigkeit der Schülerzeitschriften daher. Die Seminarleiter, die, wie Mathilde Dau, zu  Beginn der achtziger Jahre zum Poetenseminar kamen, setzten sich nach eigener Aussage von ideologischen Vorgaben ab, indem sie sich auf die Kunstform konzentrierten. Aber auch sie stuften das Zentrale Poetenseminar im Kulturbetrieb des Landes ganz hoch ein, sahen es „insgesamt als Auszeichnung“, dort mitwirken zu dürfen. Sie gehörten damit vermeintlich zu den Besten im Lande.
Alle bisher interviewten Seminarleiter stellen die Seminarwoche insgesamt als besondere,
einzigartige Atmosphäre dar, die es in der übrigen DDR in dieser Form nicht gab. Die erwünschten FDJ-Hemden und FDJ-Blusen hinderten nicht an einem offenen, freizügigen Diskurs, der auch über die Texte hinaus zurück in das Allgemeine ginge.  Nur jeder vierte erfüllte den Bekleidungswunsch des Zentralrats. Repressalien für freizügig geäußerte Meinungen in Schwerin sind bis heute nicht nachgewiesen, obwohl  das Ministerium für Staatssicherheit Spitzel unter den Talenten hatte, Hans Brinkmann, Hannelore Becker, Gabriele Eckart seien hier erwähnt.
Mathilde Dau teilte mit, daß sie noch lange nach dem Ende der DDR und damit auch des Poetenseminars Post von ehemaligen Teilnehmern erhielt, in der sie zu hören bekam, wie außerordentlich bedauerlich es sei, daß es nicht immer so sein könnte wie in der Republik. Ausgeblendet blieb in allen Befragungen, daß in dieser Republik für ein „unbedachtes“ Gedicht der Tatbestand der staatsfeindlichen Hetze existierte, jener berüchtigte § 106 StGB der DDR, der mit U-Haft, Verurteilung, Gefängnis drohte. Diese
Möglichkeit kam für die Schweriner „Vorzeigeseminare“ nicht in Betracht.

Reglementierungen

Im Jahr 1974 reiste die junge Geraer Delegation mit ihrem Vorsitzenden Lutz Rathenow zum 5. Zentralen Poetenseminar an. Der Auftritt machte Furore. Der Jenaer Wäschereiarbeiter Bernd Markowsky, der Delegationsleiter Lutz Rathenow, der Philosophiestudent Siegfried Reiprich, Wolfgang Hinkeldey und Udo Scheer reisten gut gestimmt in Schwerin an. Markowsky probte, seinen Programmbeitrag singend, auf der Straßenbahnfahrt zum Schloß. Auch die Geraer Gruppe wurde einem Seminarleiter, in ihrem Fall Hannes Würtz, zugewiesen. Dann ging es darum, wer Lyriker war, wer mehr Prosa schrieb oder sich mit Dramatik beschäftigte. Unter Leitung von Würtz las die Geraer Gruppe die eigenen Werke zunächst vor und bewertete sie gegenseitig. Dann folgten halböffentliche Lesungen in Schulen, und Betrieben.
Die Geraer Gruppe las vor einer Armeeeinheit. Unter anderen trug Udo Scheer dort das Gedicht „Sicher“ vor, das Hannes Würtz besonders gefallen hatte. Der Anfang des Gedichts lautet: „Sicher / spielt jede mauer / jung und glatt spielt jede mauer / mit dem wind.“ Am Ende handelt das Gedicht von einem unausgesprochenes Etwas, „das dann wächst / das dann drauf wächst / zu den büschen sich auswächst / die wachsen zu / darüber / irgendwann.“ Dieses Gedicht „Sicher“ markiert den Auftakt für „das ereignisreichste Jahr“.[14] Die damals direkt Beteiligten sprachen mit dem Verfasser über die Vorgänge.[15]
Kathrin Schmid: Als im Bauernhof Mues Bernd Markowsky auftrat. Da war ich dabei, da habe ich im Publikum gesessen, und ich fand das ganz großartig, was der machte, ohne das zu verstehen.
Hannes Würtz: Den hatte ich selbst in der Gruppe. Wir mußten zu einer Armeeeinheit, irgendwo auf dem Berge; und da war Markowsky schon unterwegs, der sang schon in der Straßenbahn.
Udo Scheer: Es war ’ne seltsame Atmosphäre. Die Soldaten waren dahin delegiert, die mußten eben dort sitzen, die interessierten sich einen … für Lyrik, und dann kam ne Frage nach Leserbriefen und Lyrik, und Markowsky nahm eine dieser Zeitschriften, Armeerundschau, blätterte durch und fand in einem Gedicht, daß die MP die Braut des Soldaten sei. Und Markowsky sagte: Das ist Pornographie für mich.
Hannes Würtz: Markowsky hat dann irgendwo die Leute aufgefordert, ihre Waffen
wegzuschmeißen.
Udo Scheer: Es gab dann so ’n kurzen hitzigen Disput. Bis einer der Offiziere aufsprang,
rauslief und wiederkam und meinte, wir könnten das Gespräch draußen fortsetzen. Das war also ein erster kleiner Eklat.
Hannes Würtz: Da hat die Armee natürlich einen Bericht gegeben. Und dann ging es abends noch weiter.
Lutz Rathenow: Bernd Markowsky sang auf einer öffentlichen Veranstaltung zwei Kinderlieder von Wolf Biermann.
Udo Scheer: „Francois, der Friedensclown“, ein wunderschönes hübsches Liedchen, ohne den Verfasser zu nennen, der öfters auch bei uns in Jena war. Heinz Kahlau, kriegte das mit – Heinz Kahlau war mit Biermann bis ’65 befreundet, bis der verboten wurde, und hat sich dann von ihm distanziert.
Rundfunk der DDR: Könnte ein Volk den Absturz vertragen von Goethes „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ zu Biermanns Reimerei „Es war einmal ein Mann, / der trat in einen Scheißhaufen“? Bei einem solchen geistigen Absturz, muß sich eine humanistische Nationalkultur den Hals brechen. Unweigerlich. Was aber ist an Biermann zu verunglimpfen, was er nicht selbst schon längst verunglimpft hätte?
Udo Scheer: Und er wollte auf die Bühne und wollte Markowsky runterzerren und ihm verbieten, weiterzusingen. FDJ-Funktionäre haben das verhindert, er durfte weitersingen.
Lutz Rathenow: Die entsprechenden Mitarbeiter des Zentralrats der FDJ sind offenbar gebildete Menschen, sie kennen auch die Literatur, die nicht veröffentlicht wurde in der DDR, und haben sofort gemerkt: Das ist Biermann. Aus meiner Erinnerung her hat sich da Heinz Kahlau rasch als Mahner da in Pose geworfen und das dann weitergemeldet, und dann gab es eine Nacht lang Gespräche. Jeder allein, dort zwei Gesprächspartner, und ich hatte irgendeinen Autor aus Berlin und noch einen älteren verdienten Autor aus Nicht-Berlin, und ich sollte mich irgendwie von dem Auftritt distanzieren.
Udo Scheer: Wir in unserem demokratischen Selbstverständnis damals sagten: Nö, das machen wir nicht. Also wenn, dann wollen wir das vor der ganzen Gruppe diskutiert haben, vor allen Teilnehmern. Und wenn die Mehrheit der Meinung ist, daß Markowsky gefehlt hat, dann muß er das Seminar verlassen, ansonsten weigern wir uns, seinem Ausschluß zuzustimmen.
Hannes Würtz: Und da wurden die Leute dann nach Hause geschickt.
Lutz Rathenow: Am Morgen wurde uns dann kundgetan, daß Bernd Markowsky das Gelände verlassen müsse, daß er verboten ist, daß er nicht mehr teilnehmen darf, er ausgeschlossen wird, er kriegte Hausverbot.
Udo Scheer: Markowsky fragte: Wie weit geht dieses Gelände? Das Gelände geht so
weit, daß du ins Auto einsteigst und von hier verschwindest.
Lutz Rathenow: Da solidarisierten wir uns.
Danach, sagte Kathrin Schmidt im Interview[16], sei es unterschwellig und in jedem folgenden Poetenseminar darum gegangen, daß das nie wieder geschehen dürfe. Nicht alle eingeladenen Talente sahen die Seminarwoche freilich dermaßen kritisch.  Für das Gros der geladenen Poeten sah die Sache sogar anders, positiver, aus. Auf dem  Weg nach Schwerin zu sein bedeutete möglicherweise, alsbald zu den gelesenen Autoren und Autorinnen der DDR zu gehören.

Gruppensound und Solostimme

Zunächst die Redner. Sie gehörten bei den Poetenseminaren zu den Funktionären. Die Redeinhalte waren abgesicherte, auf das formale Ziel der Einbindung der jungen aufstrebenden
Intelligenz in den Staat hin gebaute Werbetexte. Die Grade zwischen Plauderton (Hartmut König), freundlich formuliertem Duktus (Klaus Höpcke) oder Dozierendem (Mathilde Dau) zeigen die unterschiedliche Repräsentanz und Stimmlagen der Vereinnahmungswoche in Schwerin. Es gab freilich keine gänzlich einheitliche Ausrichtung.
Trotz ihrer Staatstreue zeigten sich auch bei Funktionären in anderen Aufgabenbereichen
ganz unterschiedliche Ambitionen. Dr. König, als Sänger, Texter, Komponist und Leiter des die Singebewegung anführenden „Oktoberklubs“ wohl dazu geeignet, baute auf „einen guten Draht“, zeigte sich von „seinem Charakter her als Kumpeltyp“.[17] Philipp Dyck, verantwortlich für die Organisation  der Poetenseminare, sorgte seinerseits dafür, daß die Empfehlungen der Staatssicherheit betreffs der „Herauslösungen“ kritischer Teilnehmer nicht umgesetzt wurden. Die Herausgeber des erwähnten täglichen Kritikorgans Rote Feder, von manchem spöttisch „Poetenbummi“ genannt, wurden von Uli Kolbe in seinem Text in der im Auftrag des Zentralrates der FDJ von Waltraud Böhm und in dem als Gedichte-Prosa-Auswahl von Hinnerk Eichhorn herausgegebenen Jubiläumsband Hoch zu Roß ins Schloß derart porträtiert: „Die sich damals die Sache ausdachten, waren Enthusiasten. Und nicht weniger engagiert bemühten sich alle bisherigen Redaktionsjahrgänge, den Seminarteilnehmern Begleiter, Informator, Chronist, Denkanstoßer zu sein, dabei auch den Spaß nicht zu kurz kommen zu lassen.“[18] Zwecks Einbindung des Poetennachwuchses wurde mit Preisen und Auszeichnungen nicht gespart, „Gelungenes“ ausführlich im Neuen Deutschland wiedergeben. Auf die zunächst 1970 und 1971 erschienenen Sammlungen von Gedichten im Sonderheft Poetenseminar etablierte man im Verlag des Poesiealbums – für neunzig Pfennige dreißig Seiten Lyrik – im Format einer eigenen Reihe. Die Hefte waren jedes Mal schnell vergriffen. Die Stimmung war zu diesem Zeitpunkt noch enthusiastisch, gläubig, auch bisweilen hymnisch.
Eine der großen Ausnahmen mit eigener Stimme war Jürgen Fuchs mit seinem im Sonderheft Poetenseminar 1971 abgedruckten Gedicht im Stile von Johannes Bobrowski. Das Gedicht enthält sich jeder Pose. Jürgen Fuchs ist schon der stille, aber insistierende
Beobachtern mit eigenem Vokabular. Seminaristen wie Fuchs waren freilich Ausnahmen. Das Gedicht „Nagasaki“ zeigt das: Warnung Wort / Wollt hören / Und bitte Leben“ will sagen: Nehmt mir meine Stimme nicht, sie gehört mir. In den insgesamt zwanzig Poetenseminaren von 1970 bis 1989 – nicht neunzehn, wie bisher häufig und auch vom MfS geschrieben – gehörte Jürgen Fuchs ganz ohne Zweifel zu den herausragenden Solostimmen.

Trudelnd dem Ende entgegen

Das Protokollant des 19. Seminars hielt fest: „Der Inhalt des von den Teilnehmern mit lang anhaltendem Beifall angenommenen Grußschreibens an den Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Erich Honecker, ihre politischen Haltungen und Argumentationen in den Seminargruppen sowie Diskussionen mit dem Stellvertreter des Ministers für Kultur, Klaus Höpcke, sowie einer Delegation des Sekretariats des Zentralrates der FDJ und vor allem ihre vorgelegten schriftstellerischen Proben widerspiegeln ein klares politisches wie künstlerisches Bekenntnis zu ihrer sozialistischen Heimat, zur Politik des VIII. und IX. Parteitages der SED. Dabei wurde zugleich deutlich, daß der bedeutsame Dialog, den Genosse Erich Honecker im Juni 1979 mit Kultur- und Kunstschaffenden führte, auch auf die jungen schriftstellerischen Laienschaffenden ausstrahlt und ihr Vertrauen in die revolutionäre Entwicklung bestärkte. Der Beschluß der Berliner Organisation des Schriftstellerverbandes über den Ausschluß von Mitgliedern [gemeint waren Jurek Becker, Günter Kunert und andere; [A.R.], die die Statuten des Verbandes durch Angriffe und Verleumdungen gegen die Republik auf das gröblichste verletzten, wurde von den jungen Poeten in vielen Gesprächen begrüßt.“[19] Im weiteren führt der Protokollant aus, daß „die literarische Aussagekraft weiter gewachsen“ sei, der Zentralrat den Entwicklungsweg der begabten jungen Talente weiter fördern werde, die nach seiner Auffassung besten Arbeiten in seinen Publikationsorganen und über Veröffentlichungen des Verlages „Neues Leben“ einem „breiten Lesekreis“ zugänglich machen werde. Der Staat hielt seine Angebote stabil.
Das alles änderte sich schlagartig ab dem Jahr 1983. Kurz nach dem Dreimilliardenkredit
– vom bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß an den Generalsekretär des Zentralkomitees der DDR Erich Honecker übergeben – begann die unpoetische, unliterarische Ausreisebewegung in der DDR, die auch auf das Klima in den Poetenseminaren durchschlug. Die Dresdner Dichterin Undine Materni erfuhr das nach der Lesung ihres Gedichts: „Es ist nur, daß ich meinen Namen / daß ich einen Namen in den Wind mit Schaudern sage / und daß die Axt sich legt mir zwischen Sinn und  Wort. / Es wächst die Bitternis wie eine böse Rose, / der Sommer kommt / nicht mehr in diesem Jahr, / der Weg zum Wald bleibt / unbegangen. // Und schweigend leg ich / meine Hand in meine Hand, / ein Treffen weiß und / ungewiß in fremdem Land“. [20]Das reizte derart, daß „wirklich und wahrhaftig in einem dieser Seminare jemand aufstand“  und die schrie, „er habe die Schnauze voll von diesen Ausreisegedichten“[21]Materni: „Ich, die ich aus der Provinz kam, die ich noch nie ’nen Gedanken daran verwendet  hatte, auszureisen, ich wahr ehrlich perplex, ne, da fehlten mir die Worte.“[22] Auch gestaltete sich die Zusammenarbeit zwischen FDJ und MfS durchaus kontrovers. In den Akten des Zentralrats der FDJ im Bundesarchiv in Berlin findet sich kein Hinweis auf eine Zusammenarbeit mit dem MfS. Der fand sich in einem bisherigen Umfang von 138 MfS-eigenen Berichtseiten bei der BStU. Zitat: „Nach erfolgter Auswahl der Teilnehmer am Poetenseminar und nach Benachrichtigung dieser Personen durch den FDJ-Zentralrat erfolgte eine Mitteilung über den teilnehmenden Personenkreis an dem […] Poetenseminar durch die Hauptabteilung XX an die Diensteinheiten der einzelnen Bezirksverwaltungen. Durch verschiedene Diensteinheiten wurde die Hauptabteilung XX/2 ersucht, Personen, die durch den FDJ-Zentralrat als Teilnehmer zum Poetenseminar nach Schwerin delegiert wurden, aus dem Teilnehmerkreis herauszulösen. Durch den Zentralrat wurde keine dieser Herauslösungen realisiert.“[23] Im Verhältnis zwischen Zentralrat und Staatssicherheit überwog in der institutionellen Hierarchie der Zentralrat, der allein der SED gegenüber rechenschaftspflichtig blieb. Das MfS spielte wohl eher die Rolle des Bodyguards, auf dessen Anwesenheit man zwar baute, dessen Meinung jedoch nicht immer gefragt war. Wie die Stasi an die Informationen kam, läßt sich nur vermuten. Kerstin Hensel, heute Professorin für Poetik, fand in ihren Akten Originale einiger ihr seinerzeit in Schwerin abhanden gekommener Gedichte wieder. Im Stasi-Aufgebot der Informanten arbeiteten damals namhafte Autoren wie Hermann Kant und Heinz Kahlau und auch im Aufgebot der nach Schwerin geladenen jungen Talente.
Wie bisher ausgeführt, galt das Zentrale Poetenseminar als offenes Podium. Das MfS, in der Funktion des politischen Bodyguards, versuchte Störungen einzuschränken. Die vorab vollzogenen Evaluationen führten in zahlreichen Fällen nicht zum Erfolg, im Fall des in Suhl lebenden Schriftstellers Holger Uske kam es nicht zur gewünschten, Herauslösung“. Die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Suhl, Abteilung XX. Ministerium für Staatssicherheit meldete der Hauptabteilung XX nach Berlin: „Nach vorliegenden nicht bestätigten inoffiziellen Hinweisen soll der Uske, Holge […] zum 11. Zentralen Poetenseminar als Berater bzw. Seminarleiter eingesetzt werden. Uske, Holger wird ebenfalls vorgangsmäßig bearbeitet; durch ihn wurden bei der Lesung eigener literarischer Arbeiten zersetzende und feindliche Positionen und Ideologien vertreten und verbreitet. U.a. ließ er sich 1980 nachkonfirmieren. Ich bitte zu veranlassen, daß Uske, H. aus dem 11. zentralen Poetenseminar der FDJ herausgelöst wird.“[24] Holger Uske, damals im Elektrogerätewerk Suhl beschäftigt, mit einer Freistellung zur Seminarwoche vom Generaldirektor vorab belobigt, fuhr trotz der erhaltenen Ausladung nach Schwerin. Er tat so als habe er den ablehnenden Bescheid gar nicht bekommen.
Man zeigte in dieser Phase ein neues Selbstvertrauen und Humor, wie folgendes Zitat aus einem Auswertungsprotokoll des MfS in Berlin, vom 11. September  1986 beweist: „Die Durchführung der Seminare und Veranstaltungen P. verlief ohne Besonderheiten. Eine Ausnahme bildete die Seminargruppe des Schriftstellers Walter Flegel, der als NVA-Offizier und Autor von Büchern über die NVA bei einigen Teilnehmern auf ‚Ablehnung stieß. Sie nahmen an den Seminaren mit Flegel nicht teil und sahen sich stattdessen lieber Sehenswürdigkeiten in Schwerin an.“[25]  Zu diesem Zeitpunkt etwa kam die Prenzlauer-Berg-Szene ins Gespräch.[26] Eine andere Welt für „Gegenbewegungen“ tat sich auf. In einer MfS-Information über das 19. Zentrale Poetenseminar, „Streng vertraulich! Um Rückgabe wird gebeten!“ wurde festgestellt, daß es seitens der Organisationsbüros der FDJ kaum mehr einen merklichen Einfluß auf die „Diskussionsinhalte in den Veranstaltungen“ gab. „Eine Reihe von Teilnehmern“ sei auf offene Distanz zu den FDJ-Funktionären gegangen. Es gab Äußerungen in internen Diskussionen, die die FDJ als „im Zeichen der untergehenden Sonne“ charakterisierte. Die Information schließt mit der zusammenfassenden Einschätzung, daß sich das Zentrale Poetenseminar der FDJ „von seiner ursprünglichen politisch-inhaltlichen Aufgabe, der politisch-ideologischen Erziehung junger Schreibender im Sinne der Kulturpolitik der SED, stark entfernt hat“.

In:  Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat, 19/2006, S. 61f.



[1] 1 Und Mut gehört zum Wort. Schüler schreiben. Erste Versuche. Hrsg. im Auftrag des Kreiskulturhauses  Saalfeld. Genehmigungsnummer: Nr. 212/64,1964, S. 5 f. 
[2] Reitel, Axel: Jugendstrafvollzug in der DDR am Beispiel des Jugendhauses Halle. Berlin 2006, S. 10.
[3] Schnappauf, Dietrich: Und Mut gehört zum Wort. In: Und Mut gehört zum Wort, S. 11.
[4] Das Interview fand am 29. Januar 2004 in den Räumen des Kratschmer-Würtz-Archivs der Friedrich-Schiller-Universität Jena statt. Vgl. auch Edwin Kratschmer: Zwiegesicht. Stationen & Spiegelungen. Jena 2000, S. 51-83. 64.
[5] SAPMO-BArch, DY/24, Nr. 13/70 B 8.
[6] Interessant ist vielleicht, daß der „Oktoberklub“, der unter dem Bandnamen Hootenanny begann, kurz vor dem Verbot stand, sich dann besann, der Gängelei nachgab und, mit neuer Erlaubnis versehen, sich als „Oktoberklub“ gründete.           
[7] Vgl. Interview Dr. Kratschmer.
[8] Ebd.

[9] Ebd.
[10] Interview mit Richard Pietraß vom 23.4.2004.
[11] Ebd.
[12] Ebd.
[13] Interview mit Undine Materni vom 26.1.2004 in Dresden.

[14] Das Interview mit Hannes Würtz fand 2004 Berlin statt.
[15] Reitel, Axel: Junge Poeten zum Lernen gebeten. Feature, DLR Kultur, 2005.

[16] Das Interview mit Kathrin Schnidt fand 2004 in Berlin statt.

[17] Ebd.
[18] Schmidt, Kathrin: Im Seminar. In: Hoch zu Ross ins Schloß. 15 Jahre Poetenbewegung der FDJ.
Berlin 1986, S. 106.
[19] SAPMO-Barch, Zentralrat der FDJ, Zentralarchiv, DY/24, Nr. 112227.                                      
[20] Vgl. Axel Reitel, Junge Poeten zum Lernen gebeten, Radiofeature, Deutschlandradio Kultur, 2005.
[21] Ebd.
[22] Ebd.
[23]BStU, ZA, MfS HA XX, Nr. 7321.
[24] OV „Kessel“, Privatarchiv Holger Uske.
[25] BStU, ZA, MfS HA XX/9, Nr. 155.

Radiofeature: Audio: Junge Poeten zum Lernen gebeten - Die zentralen Poetenseminare der FDJ


Junge Poeten zum Lernen gebeten -
Die zentralen Poetenseminare der FDJ
ein Radiofeature
Sie möchten das Radiofeature hören? Hier lang geht es zur Videofassung: https://www.youtube.com/watch?v=t0-g0mTPFWE

"Poesie und Paranoia ...Die Kunst ist eine subversive Kraft" (DER SPIEGEL 12 / 2006). Dies gilt ebenso für das Mammut-Ereignis der zentralen Poetenseminare der FDJ.   Die 1970 vom SED- Jugendverband FDJ ins Leben gerufene Poetenbewegung ist sowohl aus historischer wie aus erziehungswissenschaftlicher Sicht ein aufschlussreiches Stück deutsch-deutscher Geschichte: "Die DDR-Führung hoffte, den über Delegationen und Ausscheide von Kreis- bis zur Bezirksebene gefilterten schriftstellerischen Nachwuchs  für ihre Sache zu instrumentalisieren. Dafür kooperierte der FDJ-Zentralrat mit dem Ministerium für Staatssicherheit. Aber Jugendliche lassen sich nur sehr begrenzt vereinnahmen. Die letzten Aktennotizen der Stasi über die Poetenseminare gleichen einer politischen Bankrotterklärung." 

Sie möchten das Radiofeature hören? Hier lang geht es zur Videofassung: https://www.youtube.com/watch?v=t0-g0mTPFWE

Das Sendemanuskript ist nachzulesen in meinem Buch "Schöne Jugend", das im Dr. Köster Verlag Berlin erschienen ist. Es enthält insgesamt fünf Feature-Texte zu fünf hochbrisanten Themen. 





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Radiofeature: Spatensolaten - Wehrdienst ohne Waffe in der DDR


Spatensoldaten -
Wehrdienst ohne Waffe in der DDR

Sie möchten das Radiofeature hören? Hier lang geht es zur Videofassung:  http://youtu.be/TfNbxlCv9L8

Das Sendemanuskript ist nachzulesen in meinem Buch "Schöne Jugend", das im Dr. Köster Verlag Berlin erschienen ist. Es enthält insgesamt fünf Feature-Texte zu fünf hochbrisanten Themen. 



Über diesen Link geht es zur Verlagsseite, auf der das Buch auch bestellt werden kann:
(Stand.09.05.2021)

'„Süddeutsche Zeitung“
Die „SZ“ stellt in ihrer heutigen Ausgabe ein Hörfunk-Feature von Axel Reitel vor, in dem vom Schicksal der „Wehrdienstverweigerer“ in der DDR berichtet werde. Seit 1962 hätten junge Männer in der DDR das Recht gehabt, den Dienst an der Waffe zu verweigern. Sie galten als „waffenlose NVA-Soldaten“ mit dem Dienstgrad „Bausoldat“, denen ein 18-monatiger Armeedienst trotz allem nicht erspart geblieben sei. Axel Reitel zeige in seinem Feature, warum diese Männer aufgrund ihrer Waffenverweigerung die Gesellschaft an ihrer „sozialistischen Grundordnung und Loyalität“ zweifeln ließen. Ebenso seien sie „Diskriminierung und Repressionen“ ausgesetzt gewesen. Selbst „inoffizielle Mitarbeiter“ der Stasi habe es innerhalb der „waffenlosen NVA-Soldaten“ gegeben. Reitel habe die „vergangene Sinnwelt“ der Waffenverweigerer im SED-Staat eindrucksvoll rekonstruiert, schreibt der Rezensent. Weiterhin rundeten Zeitzeugenberichte und O-Ton-Aufnahmen das Feature ab."'
Die Quelle ist veraltet. Das Literaturmagazin Die Berliner Literaturkritik  bestand von 2002 bis 2011. Die redaktionelle Areit wurde 2011 (leider!) eingestellt. 




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