Sonntag, 6. Oktober 2013

Buchtipp: "Hitlers Furien": "So brutal töteten Hausfrauen und Mütter im Dritten Reich wehrlose Kinder" (Focus online)

FOCUS online vom 29. September 2013 meldete:

"Die Historikerin Wendy Lower hat anhand von zahlreichen Fällen untersucht, wie sich Frauen im Dritten Reich verhalten haben – und Geschichten zusammengetragen, die fassungslos machen. „Hitler‘s Furies“ heißt ihr Buch."

Massenmord durch „Hitlers Furien“So brutal töteten Hausfrauen und Mütter im Dritten Reich wehrlose Kinder



Foto: NYT

Buchcover der deutschen Ausgabe



dpa Auch außerhalb von Konzentrationslagern verübten „Hitlers Furien“ brutale Massenmorde
Frauen, die mit Süßigkeiten Kinder anlocken – und ihnen in den Mund schießen, sobald sie ihn öffnen; die kranke Kinder vom Balkon werfen und Juden jagen wie Tiere. Ein Buch über die Rolle der Sekretärinnen und Ehefrauen von Nazis gibt verstörende Einblicke in die Brutalität von Hausfrauen und Müttern im Dritten Reich.
Erna Petri folgte ihrem Mann, einem SS-Offizier, in die besetzten Gebiete in Polen. Die 23-Jährige war auf dem Heimweg vom Einkaufen, als ihr sechs kleine, fast nackte und verängstigte Jungen am Straßenrand auffielen. Sofort war ihr klar, dass es sich um jüdische Kinder handeln musste, die aus einem der Vernichtungszüge entkommen waren.

Petri hatte selbst zwei Kinder, und so siegte zunächst ihr mütterliches Mitgefühl: Sie nahm die ausgehungerten Kinder mit nach Hause, beruhigte sie und gab ihnen zu Essen. Doch dann nahm sie die sechs Jungen und ging mit ihnen in den Wald. Der jüngste war sechs, der älteste zwölf Jahre alt. Sie ließ sie sich in einer Reihe aufstellen und schoss einem nach dem anderen mit einer Pistole ins Genick.

Kaltblütiges Töten

So steht es der britischen Zeitung „Daily Mail“ zufolge in einem Buch über die Rolle von Frauen im Massenmord der Nazis, das am 3. Oktober erscheint. Die Historikerin Wendy Lower hat anhand von zahlreichen Fällen untersucht, wie sich Frauen im Dritten Reich verhalten haben – und Geschichten zusammengetragen, die fassungslos machen. „Hitler‘s Furies“ heißt ihr Buch.

Dass zahlreiche Frauen in den Konzentrationslagern als Aufseherinnen oder in den Euthanasie-Anstalten der Nazis gearbeitet haben und dabei an furchtbaren Verbrechen beteiligt waren, ist bekannt. Lower zeigt in ihrem Buch jedoch Situationen, in denen Hausfrauen und Mütter in ihrem Privatleben schonungslos der schrecklichen Logik der Nazi-Ideologie folgten – und sogar hilflose Kinder kaltblütig töteten.

„Tod durch Gas tut nicht so weh“

Pauline Kneissler arbeitete in der Euthanasie-Anstalt Schloss Grafeneck. Jeden Tag soll sie in psychiatrischen Anstalten 70 Patienten ausgewählt haben, die dann im Schloss vergast wurden. „Daily Mail“ zufolge kommentierte Kneissler ihre Taten damit, dass diese Art des Todes nicht so schlimm sei, weil „Tod durch Gas nicht wehtut“.

Autorin Lower betont, dass Frauen während des Dritten Reiches von Beginn an „grausame Entscheidungen über Tod oder Leben getroffen und damit die moralische Sensibilität ausgehöhlt hätten“, wie die „Daily Mail“ zitiert. Besonders schrecklich ging es demzufolge in den von den Nazis besetzen Gebieten in Polen, der Ukraine und anderen Teilen Russlands zu.

Mindestens eine halbe Million junger Frauen hätten diesen Kolonialisierungsprozess begleitet und seien zu Komplizen des Genozids geworden. So tippten die Sekretärinnen die Tötungsbefehle ab. Sie wurden Zeugen, wie die von den Juden konfiszierten Besitztümer nach Deutschland zurückgeschickt wurden – was Lower laut „Daily Mail“ als „den größten organisierten Raub in der Geschichte“ bezeichnet. Und Frauen gehörten dabei Lower zufolge zu den wichtigsten Akteuren und größten Nutznießern.

Ein weiteres Beispiel ist Liselotte Meier, die so eng mit ihrem Chef, einem SS-Offizier, zusammengearbeitet haben soll, dass sie mit ihm auch an sogenannten „Erschießungs-Partys“ teilnahm, bei denen Juden wie bei einem Sport gejagt und getötet worden seien

Die SS-Offiziersfrau Lisel Willhaus soll laut dem Bericht der „Daily Mail“ über das Buch oft auf ihrem Balkon gesessen haben und von dort aus scheinbar wahllos auf jüdische Gefangene geschossen haben. Ebenfalls in Polen soll Vera Wohlauf neben ihrem Mann auf dem Marktplatz eines Dorfes gestanden und eine Peitsche geschwungen haben, als Tausende zu Tode geprügelt wurden.

In der Ukraine soll die 22 Jahre alte Sekretärin Johanna Altvater während der Auflösung eines jüdischen Ghettos in einem Krankenhaus durch die Kinderstation gegangen sein und die Kinder betrachtet haben. Plötzlich stoppte sie „Daily Mail“ zufolge, hob ein Kind hoch und warf es vom Balkon im dritten Stock. Das gleiche tat sie mit anderen Kindern – einige starben, andere wurden schwer verletzt.

Perfide Morde mit Süßigkeiten

Kinder zu töten gehörte dem Buch zufolge zu ihren Spezialitäten. So berichtete ein Beobachter, dass Altvater Kinder mit Süßigkeiten anlockte. Wenn die Kinder den Mund öffneten, habe sie ihnen mit einer kleinen Pistole, die sie stets dabei hatte, in den Mund geschossen. Bei einer anderen Gelegenheit soll sie ein Kleinkind bei den Füßen gepackt und mit dem Kopf gegen die Wand geschleudert haben und den leblosen Körper dann vor die Füße des Vaters geworfen haben. „Solch einen Sadismus von einer Frau hatte ich nie gesehen“, sagte dieser später laut „Daily Mail“.

Gestapo-Ehefrau und Mutter Josefine Block soll stets eine Reitpeitsche bei sich getragen und damit Gefangene geschlagen haben, die auf ihre Deportation warteten. Als ein kleines Mädchen auf sie zukam, das weinte und um ihr Leben bettelte, sagte Block dem Bericht zufolge „Ich werde dir helfen“.

Dann griff sie das Mädchen an den Haaren, schlug es mit den Fäusten, warf es auf den Boden und trat ihm auf den Kopf, bis das Mädchen tot war. Oft sollen jüdische Eltern sie um Hilfe gebeten haben – weil sie dachten, als junge Frau und Mutter hätte sie vielleicht Mitleid mit ihnen. Doch stattdessen rammte die Nazi-Frau sie mit ihrem Kinderwagen, einmal soll sie dabei auch ein kleines jüdisches Mädchen getötet haben.

Auch Frauen sind bereit, Massenmord zu begehen


Erna Petri, die Frau, die sechs Jungen im Wald erschoss, war eine der wenigen, die für ihre Taten belangt wurde. 30 Jahre verbrachte sie im Gefängnis. Viele andere kamen mit der Ausrede, sie seien „nur eine Sekretärin gewesen“, davon.

„Zu behaupten, dass Gewalt keine weibliche Eigenschaft ist und dass Frauen nicht in der Lage sind, Massenmord zu begehen“, hat Autorin Lower zufolge den Zweck, „Hoffnung zuzulassen, dass wenigstens die Hälfte der menschlichen Rasse nicht die andere auffressen werde, und dass sie Kinder beschützen und so die Zukunft sichern wird“. Doch das gewalttätige Verhalten der Frauen herunterzuspielen, schaffe ein falsches Bild. Mindestens eine halbe Million Frauen habe die Aktionen und den Terror von Hitlers rassemörderischem Krieg miterlebt und unterstützt, so Lower laut „Daily Mail“. Der Genozid sei auch von Frauen verübt worden.

Quellen:
http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/tid-33823/massenmord-durch-hitlers-furien-so-brutal-toeteten-hausfrauen-und-muetter-im-dritten-reich-wehrlose-kinder_aid_1115584.html (Stand 6.10.2013)

http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/tid-33823/hitlers-furien-wie-brutale-hausfrauen-und-muetter-im-dritten-reich-wehrlose-kinder-toeteten-erschiessungs-partys-mit-der-offiziers-ehefrau_aid_1115588.html (Stand 8.10.2013)

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