Freitag, 8. Januar 2021

Kanu: Bo Diddley, Joeʼs Bierhaus am Theodor-Heuss-Platz

Bo Diddley, Joeʼs Bierhaus

 

am Theodor-Heuss-Platz

 

Axel Reitel, Berlin

 

" Gib mir tausend Küsse, darauf hundert,
dann tausend weitere, dann ein zweites Mal hundert,
darauf ununterbrochen weitere tausend, danach hundert.

Catull

 

Die Erinnerung an das Unerreichbare der Rockzeitschriften

vor dem Eisernen Vorhang und die Erinnerung an mein Entkommen

aus der gefräßigen Provinz und der innerdeutschen Grenze

geben sich folgendes Stelldichein: auf der Bühne Lady in Black

aus Garmisch-Partenkirchen, ganz in schwarzes Leder,

darauf leuchtendes Blond, neben Bo Diddley aus McComb,

Mississippi: Mona lauschend, in der Version der Rolling Stones,

im Kanu, in Porters Küche, in Plauen, dazu englischer Kuchen und Portwein,

als letzte Mahlzeit quasi vor dem Abzischen in die Freiheit

und dem dazugehörenden Jahr im Loch. So war die Regel.

Who do you love? Bo Diddley pflückte S.C. aus dem Publikum

und nach dem Konzert in Tempelhof, Gontermannstraße 54,

lief Too shy, als sie, wie sah sie mich nur an dabei… in den Sessel tiefer sank,

wars endlich Zeit, der Freiheit ins Gesicht zu sehen.


Berlin Mierendorff Insel, abgeschlossen und autorisiert für Glossen am 27.11.2020.

© 2020 by Axel Reitel


 







West-Berlin, 1980er. Joe’s Bierhaus am Theodor-Heuss-Platz.                                                                                              (Heute Joe’s Wirtshaus) Foto: Axel Reitel Archiv. 

Gontermannstraße 54. Die Wohnung mit den geschlossenen Rollläden. 
Foto: Axel Reitel Archiv 








Bleiben Sie wohlauf! Bleiben Sie gewogen!



Donnerstag, 7. Januar 2021

Literatur nach 1945: Glossen 46 | 2020/21

 

Glossen #46 | Dec 2020

 

Wind of Change:

Transatlantic Soundtracks After 1945, Part II

 

I. Vorwort / Forword:

Frederick A. Lubich | „The Sound of Music“: Exile, Emigration and Beyond

 

„Wind of Change“:

 

Transatlantic Soundtracks after 1945, Part II:

 

„The Sound of Music“:

Exile, Emigration and Beyond

Frederick A. Lubich , Norfolk, Virginia

 

 

Die vorliegende Glossen-Nummer #46 stellt eine thematische Weiterführung des in der vorherigen Ausgabe begonnenen Spannungsbogens dar, den die Entwicklung der musikalischen Moderne seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zwischen der Alten Welt und der Neuen Welt geschlagen hat. Die in der Einführung zur letzten Ausgabe bereits umrissenen Aspekte dieser transatlantischen Thematik können am folgenden Musikbeispiel noch weiter skizziert und illustriert werden.

„The hills are alive with the sound of music“, dieses Lied aus dem Musical The Sound of Music von Rogers und Hammerstein (1959) war nicht nur lange ein Gassenhauer weit über den New Yorker Broadway hinaus, in der Verfilmung von Robert Wise (1965) wurde auch noch das Szenenbild mit der vor einer malerischen Bergkulisse so beschwingt singenden und tanzenden Julie Andrews zu einem ikonischen Scenario des Hollywood-Kinos. Inspiriert war diese kreative Kollaboration zwischen der Lichtspielwelt von Los Angeles und New Yorks Schauspielbühne vom Schicksal der österreichischen Trapp-Familie, die vom Dritten Reich in die Neue Welt auswanderte und in den Bergen von Vermont eine neue Heimat fand. So wie die ursprünglich deutsche Filmversion zu einem der größten Kassenschlager der jungen Bundesrepublik wurde, so wurde die amerikanische Filmversion schließlich zu einem der größten Filmerfolge weltweit.

Für ein amerikanisches Musical-Publikum bildete The Sound of Music in jener Zeit nicht nur eine sentimentale Brücke zurück in die einst so hochgerühmte deutsch-österreichische Musikkultur, sie inspirierte auch viele amerikanische Jugendliche zum Studium der deutschen Sprache. Ich habe dies selbst von Studierenden erfahren, als ich in den achtziger Jahren fast ein Jahrzehnt lang in New York City unterrichtete.

Ende der neunziger Jahre erlebte The Sound of Music ein Comeback als „Sing-Along Sound of Music“ auf dem Londoner Lesbian and Gay Film Festival und begann ein langjähriges Revival im New Yorker Ziegfeld Theatre. Teilnehmer dieser Sing-Along-Events treten bis heute oft in entsprechenden Kostümen auf und verwandeln derartige Veranstaltungen immer wieder in mehr oder weniger flamboyant-komödiantische Tuntenbälle, die sich als cross-cultural montages aus Weimarer Cabaret und deutschem Heimatfilm inzwischen in zahlreichen Ländern rund um die Welt großer Beliebtheit erfreuen.

Derartige Hommagen an dieses Musical, sowie Parodien und Persiflagen seiner Konventionen und kulturellen Traditionen reflektieren und repräsentieren auch auf kongeniale Art und Weise die mannigfaltigen transatlantischen Beeinflussungen und wechselseitigen Weiterentwicklungen der deutsch-amerikanischen Populärmusik seit der Mitte des letzten Jahrhunderts, die in den folgenden Texten, ihren poetischen Reminiszenzen und kulturhistorischen Analysen, weiter illustriert und illuminiert werden.


Hier geht es zur Ausgabe in voller Länge: http://blogs.dickinson.edu/glossen/glossen-46-2020-current-issue/i-vorwort-foreword-the-sound-of-music-exile-emigration-and-beyond/ (Stand 07.01.2021) 

LONDON REVIEW OF BOOKS: Der [irritierende] Kompass der Trauer [der] Judith Butler zum Anschlag der Hamas auf Israel

Ich habe die Übersetzung des irriterenden Text von Judith Butler unkommnentiert geteilt. Wohl dachte ich,  dass Judith Butlers schuldvertaus...