Samstag, 5. April 2014

Zwischen Wissen und Angst: Gesellschaftliches Sein in brisanten Radiofeatures

Bilder deutscher Vergangenheit 

Rezension


Foto: Jenny V. Wirschky

Der Plauener Schriftsteller Axel Reitel hat selbst geschriebene Features für Rundfunksender in einem Buch zusammengefasst


von Dr. Klaus Walther 


Plauen/Berlin. Geboren wurde Axel Reitel 1961 in Plauen - und früh schon war seine Biografie markant mit Verhaftung in der DDR, Freikauf des Westens, dann Neustart im Vogtland. Nun  lebt er schon länger in Berlin. Das neue Buch hat er Utz Rachowski gewimdet, seinem Freund,  der ähnliche Erfahrungen hat - zwei Vogtländer auf ihrem Weg durch die dunkle Welt. 

Reitel hat für sich das Medium Funk entdeckt, und zwar das Feature, dieses Genre zwischen Realität und Erfindung. Er hat die Texte mit seinen Erfahrungen besetzt, Bilder aus  der deutschen Vergangenheit, nein, nicht jene von Gustav Freytag, sondern nähere  Vergangenheit, dunkle Bilder, Bilder seiner eigenen Erlebnisse. In dem Band  "Nachtzensur" kann maneinige seiner Texte für den Rundfunk nachlesen. 

Es sind  Erlebnisberichte des Autors, angereichert mit Gesprächen, Erweiterungen aus dem Umkreis  der Zeit, der Welt, in der er aufwuchs. Da ist vor allem der schöne Text für Siegfried Heinrich,  jenen legendären Verleger, der den Oberbaum-Verlag für eine kurze Zeitspanne zu einem literarischen Ereignis machte: Dass Heinrich den Weltautor Sandor Márai ins Deutsche brachte, gehört zu seinen verlegerischen Leistungen. Aber auch hier eine Geschichte zwischen Erfolg und Niederlage.

Oder jenes Feature "Freigekauft", das aus der Vergangenheit Reitels kommt, seine Erfahrungen waren die Stationen vieler anderer. Sie kommen zu Wort. Das ist ein Vorzug  dieses Genres: Man hört die Stimmen, die Geräusche, die Angst und Hoffnung bedeuten.  

Reitels Arbeiten entstanden in dem flüchtigen Medium Funk, nun kann man sie lesen, und sie haben dabei nichts von ihrer Brisanz verloren: Die Bilder der Vergangenheit, die Axel Reitel beschwört, dürfen nicht vergessen werden.



Nachtzensur. DDR und Osteuropa zwischen Revolte und Reaktorkatastrophe, 
Köster, 168 Seiten, 14,80 Euro.



Vielen Dank und bleiben Sie dran!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Offener Brief: An den Geschäftsführer Lars Kleba, Die Linke Sachsen, und Protestschreiben des P.E.N. Zentrums deutschsprachiger Autoren gegen die Willkürmaßnahme des Oberbürgermeisters von Reichenbach (Vogtland), Henry Ruß

Die Linke Sachsen Lars Kleba Cottaer Str. 6c 01159 Dresden Tel.: 0351 85327-0 Fax: 0351 85327-20 kontakt@dielinke-sachsen.de Sehr geehrter H...