Montag, 30. März 2020

Freiheit, Einheit: Teil 3, Utz Rachowski





Foto: Konrad-Adenauer-Stiftung





"Schüler N. aus X."

Der Schriftsteller Utz Rachowski im Gespräch mit Axel Reitel über ein Leben voller „Rausschmisse“

Dieses Interview ist der dritte Teil einer Serie, in der der einstige DDR-Oppositionelle Axel Reitel seine Gesprächspartner – wie er ebenfalls politische Häftlinge – zu ihren Hafterfahrungen und den daraus erwachsenden Konsequenzen befragt.

Utz Rachowski, geboren 1954 in Plauen (Vogtland), schrieb mit seiner Erzählung „Der letzte Tag der Kindheit“ das schönste Stück deutscher Prosa über die Niederschlagung des Prager Frühlings aus der Sicht eines Heranwachsenden. Das Thema ist aus mehrfacher Erfahrung gespeist. 1971 wurde Rachowski wegen Gründung eines Philosophieclubs von der Erweiterten Oberschule relegiert. Reiner Kunze hielt den Vorgang im Beitrag „Fahnenappell“ in seiner 1976 in der Bundesrepublik erschienenen Prosasammlung „Die wunderbaren Jahre“ fest. 1979 wegen Verbreitung eigener und anderer kritischer Literatur zu 27 Monaten Haft verurteilt, setzten sich Kunze und Amnesty International für Rachowskis Freilassung ein, die 1980 mit seinem Freikauf durch die Bundesrepublik erfolgte. Bereits mit seinen 1983 erschienenen „Erzählungen, so traurig wie Sie“ leistete Rachowski einen unverkennbaren Beitrag für die deutsche Sprache.

Über diesen Link geht es zum Interview in der Zeitschrift "Die Politische Meinung". Herausgegeben von Norbert Lammert und Bernhard Vogel:
https://www.kas.de/de/web/die-politische-meinung/artikel/detail/-/content/schueler-n-aus-x
Gute Unterhaltung!

Euer

Axel Reitel

Sonntag, 15. März 2020

Betrachtungen zur Twilight Zone: Episode no. 1, Staffel 1, Earl Holliman in "Where Is Everybody?"


Earl Holliman in "Where Is Everybody?"

Und der Spaß beginnt

Der Einfluss von TV-Serien wie "One Step Beyond" und "The Twilight Zone mit ihren vielschichtigen Episoden und Darstellungen menschlicher Vorstellungen und Verhaltensweisen ist aus den Werken von Autoren wie Stephen King oder in der populären  Musik wie von Madness kaum wegzudenken. 
 "Die Twilight Zone ist nahezu unsterblich", schreibt der äußerst produktive Horrormeister Stephen King in seiner eigenwilligen Sachbuch-Übersicht "Danse Macabre" von 1981 über die Bereiche Sciencefiction, Fiction, Fantasy und Horror. "Hier war ausnahmsweise etwas völlig Neues und Anderes", schreibt er über die Serie und ihrem Erschaffer Rod Serling, "der schließlich H. P. Lovecraft antwortete, der eine neue Richtung zeigte. Für  mich und die meiner Generation war die Antwort wie ein Donnerschlag der Offenbarung, der eine Million faszinierende Möglichkeiten eröffnete. “      
Das Eröffnen neuer Möglichkeiten ist ein Grundstein der Kunst, im Blick immer die höheren krachenden Gegensätze, die unverrückbaren Wahrheiten auf der wahren, der sogenannten unteren Ebene, wie die zeitgeschichtlich hinzugefügten.
 "Die älteste und stärkste Emotion der Menschheit ist die Angst", sagt H.P. Lovecraft, "und die älteste und stärkste Art der Angst ist die Angst vor dem Unbekannten." 
Als den " Ort unseres höchsten Wissens und unserer tiefsten Ängste" definiert die Ansage die Twilight-Zone. 

Das Unausweichliche und das probate Mittel 

Insofern waren "die grausame Gleichgültigkeit und Unerbittlichkeit des Schicksals und die Ironie der poetischen Gerechtigkeit" stets feste Themen in der Episoden der Twilight-Saga. Trotzdem war ein Vorsicht geboten, die uns heute noch durch den Kopf gehen sollte. Den Stichwort erteilt einmals wieder der gute H.P. Lovecraft, wenn er schreibt: "Ich denke, das Barmherzigste auf der Welt ist die Unfähigkeit des menschlichen Geistes, alle seine Inhalte in Beziehung zu setzen." 

Rod Serling und der Forschungsreisende in Franz Kafkas Dichtung "In der Strafkolonie"

Frank Zappa verortet den Raum der unsterblichen wie widerstrebenden Dinge des Menschen mit bitterem amerikanischen Humor in die zeitgeschichtliche Politik. So heißt es in seinem Musikstück "Jesus Thinks You're A Jerk" (Broadway the Hardway): "Beteiligt an der Finanzierung eines "nicht erklärten Krieges" in Mittelamerika./ Behauptung von Ronald Reagan und Oliver North als enge Freunde. /Beteiligt an verdächtigen "Steuervermeidungssystemen". /(16 Monate von der I.R.S. untersucht.) /Behauptet, ein MANN GOTTES zu sein. /Wir suchen derzeit die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten und hoffen, /dass wir ihm alle in die Twilight Zone folgen."     

Der um Jahre früher entstandenen Komposition "The Torture never stops" lag die Lektüre der Kafka-Erzählung "In der Strafkolonie" zugrunde.  In dieser Zone wird einem Forschungsreisenden das Rechtssystem der Strafkolonie vorgeführt. Es besteht darin, dass jeder Angeklagte nach Festlegung des Urteils, das nicht angezweifelt werden kann, von einem Apparat in minutiösem Ablauf stundenlang gefoltert und dann getötet wird. "Was er zu beherzigen habe, wird ihm in den Leib eingeschrieben." Der bei einer Vorführung anwesende Forschungsreisende verlässt nach dem unerwarteten Ausgang der Exekution umgehend die Insel. 
Ich kann mir nicht helfen, aber ich kann diesem Forschungsreisenden ein wenig Rod Serling sehen. 

Earl Holliman in "Where Is Everybody?"

So lautetet die Einleitung der ersten Episode, unter Vorbehalt Polit-Folge, die von Westbrook Van Voorhis gesprochen wurde: "Es gibt eine fünfte Dimension jenseits der dem Menschen bekannten. Es ist eine Dimension, die so groß wie der Raum und so zeitlos wie die Unendlichkeit ist. Es ist der Mittelweg zwischen Licht und Schatten, und es liegt zwischen der Grube der Ängste des Menschen und dem Gipfel seines Wissens. Dies ist die Dimension der Vorstellungskraft. Es ist ein Bereich, den wir The Twilight Zone nennen."
Wie würde wir uns in dieser Zone bewegen? Earl Holliman spielt sowohl einen jungen Mann im typischen Overall technischer Berufsverbände als auch einen Mann, der für von Menschen, Begegnungen und Kommunikation zehrt und nicht am Gewahrwerden, dass es weit und breit kein Lebewesen mehr gibt zerbricht. Tomas Glavinic dürfte sich für seinen wunderbaren Roman "Die Arbeit der Nacht" an dieser Episode orientiert haben, wie die vom Himmel fallenden Steine in Kings Roman "Carrie" aus der Episode  12, der 3. Staffel One Step Beyond" 
https://www.youtube.com/watch?v=3H2jifAckQs, "Where Are They" herkommen dürften. 
Wie Holliman zerbricht der Ich-Erzähler in Glavinics Roman an seiner neuen und endgültigen Erkenntnis, die nunmehr ganz Besitz von ihm ergriffen hat und vollständig ausfüllt. Doch im Gegensatz zu Glavinics auf den Freitod zustrebenden Helden, erfährt Holliman in höchster das Not das Wunder helfender Hände - in der Twilight Zone.

Gute Unterhaltung!


  






Episode no. 1, Staffel 1
Geleitet von Robert Stevens
Geschrieben von Rod Serling
Originalmusik  von Bernard Herrmann
Umgesetzt von Joseph La Shelle
Schnitt von Roland Gross
Production code 173-3601
TV-Premiere 2. October 1959  

Offener Brief: An den Geschäftsführer Lars Kleba, Die Linke Sachsen, und Protestschreiben des P.E.N. Zentrums deutschsprachiger Autoren gegen die Willkürmaßnahme des Oberbürgermeisters von Reichenbach (Vogtland), Henry Ruß

Die Linke Sachsen Lars Kleba Cottaer Str. 6c 01159 Dresden Tel.: 0351 85327-0 Fax: 0351 85327-20 kontakt@dielinke-sachsen.de Sehr geehrter H...