Freitag, 23. März 2012

Radiofeature: Der Walnussbaum hat nicht gestört (Ankündigung 2012)


Vor 60 Jahren begannen die ostdeutschen Behörden mit der Zwangsumsiedlung an der innerdeutschen Grenze. Familien, die dort seit Generationen lebten, wurden rücksichtslos aus ihrem Zuhause vertrieben. So verschwanden Orte und Menschen von der Bildfläche. Axel Reitel erzählt davon in seiner eindrucksvollen Ursendung „Der Walnussbaum hat nicht gestört“.
Mi 6.6. 22–23 Uhr MDR FIGARO / kulturradio rbb. Regie: Wolfgang Rindfleisch. Produktion: MDR 2012. Ursendung
Pressetext auf S. 16.
MDR Figaro wiederholt kurzfristig diese Sendung am 10.06. 2012
Vor 60 Jahren: Beginn der Zwangsumsiedlungen an der innerdeutschen Grenze
„Der Walnussbaum hat nicht gestört“ –
Von der Vernichtung dreier Dörfer an der innerdeutschen Grenze
Von Axel Reitel
1952 fällt der Ministerrat der DDR den Beschluss zur „Abriegelung der Grenzen zur Bundesrepublik Deutschland und zu West-Berlin.“ Es ist die Antwort auf Adenauers „Deutschlandvertrag“, der die Bundesrepublik an die Westmächte bindet und das widerspricht Walter Ulbrichts Vorstellungen von einem vereinten Deutschland. Noch im selben Jahr beginnen die Zwangsaussiedlungen „verdächtiger Elemente“ aus der fünf Kilometer breiten „Sperrzone“ an der 1376 Kilometer langen „DDR-Staatsgrenze-West“. Tausende Menschen verlieren Angehörige, Heimat, Haus und Hof. Jede Gegenwehr wird im Keim erstickt. Von Häme zeugt die handschriftliche Notiz des thüringischen Innenministers Gebhardt. Demnach waren die Aussiedlungen „… das Ergebnis der Kommissionsarbeit zur Beseitigung des Ungeziefers“. Diese Randnotiz verursacht den Einzug dieser Aussiedlungsaktionen unter dem Namen „Ungeziefer“ in den historischen Kontext. Weder offiziell noch inoffiziell hat es diese Bezeichnung gegeben.  Mit dem Jahr 1961 gehen die Zwangsaussiedlungen im großen Maßstab weiter. 1971. Mit dem Machtantritt von Honecker sollen nun auch ganze Ortschaften von der Landkarte an der innerdeutschen Grenze verschwinden. In Südthüringen betrifft dies die Dörfer Leitenhausen, Billmuthausen und Erlebach. Die Einwohner setzen sich zur Wehr. Sie kämpfen um ihr „Selbstbestimmungsrecht auf das eigene Territorium“. Doch der SED-Staat macht dem Bestreben nach Selbstbestimmung einen Strich durch die Rechnung und reißt die Dörfer ab. 2012. Raimar Sakautzky, Paul Schmidt, Gerhard Altmann und Gunter Paar erinnern sich als Betroffene an diesen ungleichen Kampf. Was blieb von den Dörfern? Ein Friedhof, ein Feuerlöschteich und ein Walnussbaum. „Der durfte stehen bleiben. Der hat nicht gestört“, erzählt Walter Bauer in Erlebach vor Ort.

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