Montag, 28. Juli 2025

Von hoher Fertigkeit und halluzinativer Kraft. Hubertus Giebes neues Buch "Mit der Hand gezeichnet“

 

Von hoher Fertigkeit und halluzinativer Kraft

„Hubertus Giebe. Mit der Hand gezeichnet“

Von Axel Reitel


Zeichnungen begeisterten den Rezensenten schon früh – als junger Betrachter von Schadow, Dürer, Leu, Menzel. Als Student der Kunstwissenschaft teilte er diese Leidenschaft weiterhin. Doch nicht nur mit kunsthistorischer Perspektive, sondern auch mit jahrzehntelanger Bewunderung blickt er auf das Werk von Hubertus Giebe, Maler und Zeichner.

Ein Katalog seiner „Geschichtsbilder“, entdeckt 1990 in der Wendezeit, beeindruckte nachhaltig. Die Stimme des erfahrenen Galerienbesuchers sagte ihm: „Das hier ist einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit.“ Giebes Engagement für die friedliche Revolution 1989 in Dresden vertiefte dieses Interesse.

Erstmals begegnete der Rezensent dem Künstler 1992 bei einer Ausstellungsfeier in Dresden. 1996 entstand mit „Liebe Anarchie“ ein gemeinsamer Band mit Lyrik und Grafik. 1998 folgte mit „Paris, Paris“, 15 Gedichten zu 15 Gemälden, eine reizvolle Nuance in einem Werk, das mit seiner Produktivkraft ganze Museen füllen könnte.

Jedes Bild trägt Farben und den „Sog“ unserer Epoche(n) – ihrer Ereignisse und Ideen, die uns formen.

Christoph Tannert bringt es im einleitenden Essay Zeichnen ohne Schlussstrich treffend auf den Punkt: „Bis in die unmittelbare Gegenwart verdient Giebe seine Autorität durch künstlerische Potenz und Bildwerke, die in unterschiedlichen philosophischen Traditionen begründet sind.“

Die viereinhalbseitige Einführung trifft auch stilistisch den Nerv unserer Zeit: präzise, knapp, pointiert – wie eine Liste ohne Ballast, aber mit Substanz.

Die Zeichnungen im Band zeugen von hoher Fertigkeit und halluzinativer Kraft. Eine Prägnanz wie bei Albrecht Dürer und eine expressive Kraft wie bei Max Beckmann. Doch ist alles vollkommen eigen.

Ein Ankauf durch das Metropolitan Museum in New York fände der Rezensent wünschenswert. Im Januar 2001 stellte er im MoMA, Zeichnungen von Giebe gedanklich neben Beckmanns „Argonauten“. Giebes „Bildnis von Frau Günther“ von 2000 – eines seiner herausragenden Porträts – neben „The Old Actress“ von 1926.


Bildnis von Frau Günther
Foto: Döring, Dresden

2026 will der Rezensent da MoMA wieder besuchen.

Wird man dort Giebe sehen?

Der Band Mit der Hand gezeichnet richtet sich an Freunde der Zeichenkunst, Kunststudierende und alle, die der schönen Kunst verbunden sind.

Hubertus Giebe. Mit der Hand gezeichnet Gebundene Ausgabe Zwiebook (salomo Publishing) 01. Juli 2025, 148 Seiten, 28 Euro. ISBN-13:  ‎978-3943451535


Quelle: Von hoher Fertigkeit und halluzinativer Kraft „Hubertus Giebe. Mit der Hand gezeichnet“ (28.07.2025)


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