Donnerstag, 19. April 2012

Gestorben: Zum Tod von Siegfried Heinrichs

Siegfried Heinrichs (04.Oktober 1941-08.April 2012)
R.I.P
Die Funk Reportage über sein Leben bald auch in einem Buch:

Eine Reportage über das turbulente Leben Siegfried Heinrichs hier: 

  Siegfried Heinrichs, Schriftsteller und Verleger (4.10.1941 - 8.4.2012),
 lesend. Berlin 2007. Foto: UOKG / Achiv: Utz Rachowski

 Siegfried Heinrichs und Utz Rachowski im November 2010 in Berlin Neukölln.
Foto: Privat [mit freundlicher Genehmigung von HORCH UND GUCK]

Mir freundlicher Genehmigung von: HORCH UND GUCK
Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur
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Betreff: Utz Rachowski: In Memoriam Siegfried Heinrichs

Siegfried Heinrichs schrieb in seinem sehr empfehlenswerten Buch "Die Vertreibung
oder Skizzen aus einem sozialistischen Gefängnis"* über sich selbst:

„Siegfried Heinrichs, geboren 1941, glücklicherweise auf dem Lande, dort Kindheit,
Schule, groß geworden in häuslicher Isolation, Ziegen hütend, des Nachbarn Äpfel und
Pflaumen plündernd. Meiner Mutter Sorgenkind durch Krankheiten, Schwierigkeiten in
der Erziehung eines frühzeitig Ungehorsamen.“ 1963 beginnt Heinrichs zu schreiben:
an einem Roman und Gedichte und vertraut die kritischen Schriften seinem Bruder an.
Doch dieser, ein SED-Mitglied, denunziert ihn.

Was folgt sind drei Jahre Haft im Zuchthaus Waldheim, wo Siegfried Heinrichs mit dem
ebenfalls aus politischen Gründen inhaftierten Maler Sieghard Pohl eine enge
Freundschaft schließt. Heinrichs war im Februar 1964 verhaftet worden, wie er 1980
schreibt: „wegen Verbreitung und Herstellung staatsgefährdender Schriften gegen
Mauer, Stacheldraht und Maulverbot Andersdenkender“. Ab 1974 lebte er als Lyriker,
Verleger und Angestellter in West-Berlin.
Der Schriftsteller Utz Rachowski hat auf seinen Tod am 8. April 2012 aufmerksam
gemacht.

* Die Vertreibung oder Skizzen aus einem sozialistischen Gefängnis (Berlin:
Europäische Ideen, 1980)

gh
[Gerold Hildebrand]

In Memoriam Siegfried Heinrichs

Am Ostersonntag 2012 verstarb in Berlin im Alter von 70 Jahren der Schriftsteller
und bedeutende Verleger Siegfried Heinrichs. 1985 hatte der aus der DDR stammende
und nach drei Jahren politischer Haft ausgebürgerte Autor den renommierten
OBERBAUMVERLAG übernommen und bis zu seinem Tod weitergeführt. In diesem Verlag
erschienen unter Heinrichs Leitung bis zum Fall der Mauer vor allem die in ihrem
Heimatland zensurverstümmelten russischen Autoren wie Anna Achmatowa, Maria
Zwetajewa, Boris Pasternak, Sergej Samjatin, Sinaida Hippius u.v.a. Einen
verlegerischen Paukenschlag führte Siegfried Heinrichs mit der Wiederentdeckung und
Herausgabe der Werke von Sándor Márai, den er, und damit die gesamte ungarische
Literatur wieder ins europäische Bewusstsein hob. Diese wiedergefundene
Aufmerksamkeit trug schließlich bei zur Verleihung des Nobelpreise 2002 an Imre
Kertész. Siegfried Heinrichs selbst war vor allem Lyriker und debütierte 1978 mit
dem Band Mein schmerzliches Land, zuletzt erschien von ihm der Prosaband Meines
Großvaters Dorf. Heinrichs liegt in Berlin-Steglitz begraben. (Utz Rachowski) 

 Eine Auswahl der von Siegfried Heinrichs
verlegten Bücher von Sándor Márai:

 Land, Land. Erinnerungen
 Land, Land 2. Erinnerungen
 
Bekenntnisse eines Bürgers. Roman
 
Tagebücher 1. Auszüge, Fotos,  Briefe und Dokumentantionen.
 Aus d. Ungar. v. Hans Skirecki. Textkrit. leicht gek. Ausgabe. Hrsg. v. Siegfried Heinrichs
 Tagebücher Bd. 2. 1984-1989.
Aus d. Ungar. v. Hans Skirecki. Textkrit. leicht gek. Ausgabe. Hrsg. v. Siegfried Heinrichs
 
Tagebücher Bd.3. 1976-1983
 Aus d. Ungar. v. Hans Skirecki. Textkrit. leicht gek. Ausgabe. Hrsg. v. Siegfried Heinrichs
 



sowie:
Bd.4.1968-1975;Bd.51958-1967; Bd.6 1945-1957; Bd.71943-1944
alle aus d. Ungar. v. Hans Skirecki. Textkrit. leicht gek. Ausgabe. Hrsg. v. Siegfried Heinrichs
Quelle:
Buch 24.de Verlag: Oberbaum

Über Siegfried Heinrichs aktuell lesenswert auch hier:























































































































































Ein Leben für die – im kommunistischen Herrschaftsbereich – unterdrückte Literatur
sowie:
Utz Rachowski In Memoriam Siegfried Heinrichs




7 Kommentare:

  1. Claudia Aalderink geb. Heinrichs5. Mai 2012 um 01:12

    Ich gedenke meinem Vater und ehre und bewundere seinen Mut und seine Courage...ich werde ihn in meinem Herzen bewahren...er war etwas besonderes auf dieser Erde...

    Ruhe in Frieden Papa

    AntwortenLöschen
  2. Claudia Aalderink geb. Heinrichs5. Mai 2012 um 01:14

    Ich gedenke meinem Vater und ehre und bewundere seinen Mut und seine Courage...ich werde ihn in meinem Herzen bewahren...er war etwas besonderes auf dieser Erde...

    Ruhe in Frieden Papa

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    1. Liebe Claudia, ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen. Deine Worte über deinen Vater und deine liebevolle wissende Haltung zu deinem Vater bedeuten an dieser Stelle sehr viel: alles. Siegfried hat dich oft erwähnt. Dann lagen in seinen Worten immer die Fürsorge und die Herzlichkeit eines (deines) Vaters. Darüber hinaus war Siegfried Heinrichs ein großer Lyriker, ein großer Liebhaber der bildenden Künste, und ein hellwacher, bedeutender Verleger. „Freiheit“, „Verantwortung“ und „Toleranz“ waren auch seine festen Punkte. Er hätte sie wohl weniger empathisch als unser Bundespräsident in seiner Rede „Freiheit“ ausgedrückt. Wie alle, die den politischen Knast kennenlernen durften, an dieser Stelle wohl etwas nüchterner sind. Nun hat der RBB eine Reportage über deinen Vater bestellt. Ich möchte dich um deine Mitwirkung (Gespräch, O-Ton-Interview) bitten. Auch der TAGESSPIEGEL hat mich gestern angeschrieben. Sie wollen in den kommenden Tagen einen Nachruf bringen. Aber darüber weißt Du bestimmt schon Bescheid. Ich wünsche dir alles Liebe, Gute und Wahre. Mit einem lieben Gruß, Axel

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    2. Hallo Axel,

      Dankeschön...für ihn war es eine Erlösung...körperlich und seelisch...vllcht. findet er ja seinen Frieden, dort wo er jetzt ist....

      Ich weiß nicht, wir ich dir dabei hilfreich sein könnte bezügl. der reportage...Lebe nicht in Berlin...sondern in Baden-Württemberg...bissle weiter weg...aber ich kann dir gerne einige dinge aus dem leben mit meinem Vater erzählen...soweit die erinnerungen mitspielen...

      er war ein herzlicher mensch und hat auch vielen anderen ehemaligen DDR´lern aus der not geholfen...

      Die schlimme Zeit, die er erlebt hat...bewunderung meinerseits seinen mut und seine Courage, nicht den mund zu halten..sondern das auszusprechen, was im leben gesagt werden muss...sein LEBEN...seine BÜCHER...

      Vllcht. wird er jetzt ein held in den köpfen all derjenigen, die früher ein *mund zu* - Leben gelebt haben...wünsche es ihm...

      Das mit dem nachruf habe ich auf der Beerdigung gehört, aber die zeitung gibt es bei uns in Baden nicht unbedingt...wenn du mir einen tagesspiegel schicken könntest, wäre des echt gigantisch..*g*

      wollte fragen, ob du vllcht noch einige fotos von ihm hast, die du mir per mail schicken könntest...dadurch das der kontakt die letzten jahre nicht sehr intensiv war zu ihm...

      wünsche dir auch alles Liebe und Gute, so wie es mein Paps auch gesagt hätte....

      Liebe grüße, Claudia

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    3. Lieber Papa,

      ich wünsche dir von Herzen alles Gute zum Vatertag...eine Kerze brennt für dich...von uns allen

      Es wird mir schwer ums herz...du fehlst...in Gedanken umarme ich dich und stelle mir vor wie schön es war damals, als ich dich noch in wirklichkeit gedrückt habe...du fehlst...ich will nicht jammern...dir geht es mit sicherheit gut...bei den engeln, die dich beschützen


      Ich liebe dich Paps, wo immer du auch bist

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    4. Liebe Claudia, ich würde dir gern Unterlagen von deinem Papa schicken. Vielleicht hinterlässt Du mir eine Nachricht mit Daten über meine Mailadresse?
      axel.reitel@berli.de
      Ich würde mich freuen - die Arbeit an der Rundfunk-Sendung geht voran. Ich hoffe, ein sehr genaues Bild von Siegfried Heinrichs wiedergeben zu können. Heute sprach ich über Fernschaltung RBB und Radio Budapest mit dem ungarischen Geschäftspartner des Oberbaum-Verlages. Dabei fielen viel liebe Worten über deinen Vater, der am Ende vielleicht als Verleger nicht mehr alle Kraft aufbringen konnte, die er 20 Jahre erfolgreich in den Verlag investiert hat. Andererseits aber ist er und bleibt er wohl ein großer Dichter! Ich finde, maßgeblich ist ja auch gerade dies.
      Alles Gute, Axel

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